Wüstentour Tour durch den Nationalpark Sahara
(von Fee)
„Welche Eindrücke habe ich nach der Wüstenreise mitgebracht?“, werde ich oft gefragt. Meine Antwort ist dann länger als ein Satz, geschweige Stichworte.
Neben den Erfahrungen dieses ursprünglichen und einfachen Lebens, dem Leben mit den Beduinen und den Dromedaren, nehme ich vor allem ein Bild mit:
„Die Wüste ist unsere Mutter“. Das Bild erweiterte sich später in: „Die Wüste ist unsere große Mutter.“
Diese Aussage traf unser Guide Rhida gleich am Anfang der Reise und offen gesagt konnte ich anfangs gar nichts damit anfangen, empfand es als eher übertrieben, schwärmerisch und unpassend. Denn ich erblicke nach meiner Ankunft nur das endlose Sandmeer der Sahara, kaum pflanzliches Leben und viele vertrocknete Sträucher. Das viele Totholz zeugte eher vom Verfall und vom Sterben als von den Leben spendenden Eigenschaften einer nährenden, gebärenden Mutter. Die gleißende Sonne, kaum Schattenplätze, die Trockenheit, kaum Wasser, all das lässt den Schutz vermissen, den ich mit dem Attribut „mütterlich“ assoziiere.
Doch während der Reise lehrte mich die Mutter Wüste etwas anderes: Eine andere Betrachtungsweise.
Zu Beginn meiner Reise empfand ich die Wüste als einen lebensfeindlichen Raum.
Die Wüste ist ein Ort, der nicht für uns Menschen gemacht zu sein schien. Und ich fragte mich, ob die Entscheidung diese Reise zu unternehmen wirklich die richtige Entscheidung war.
Warum bin ich eigentlich in die Wüste gegangen? War das richtig so?
Es war warm bis heiß am Tag und kalt in der Nacht. Alles musste mitgetragen werden, nirgends ein Geschäft zu sehen. Die Notdurft in der Nacht eine Herausforderung. Was will ich hier?
Der Satz „Die Wüste ist unsere große Mutter.“ vom Wüstenführer Ridha, klang jedoch weiter bei mir im Ohr. Dieser Satz kam so aus tiefstem Herzen. Das konnte ich einfach nicht ignorieren. Fragen kamen bei mir hoch. „Wenn dies seine langjährige erlebte und gelebte Wüstenerfahrung ist, ist es vielleicht nur für diese Menschen erfahrbar?“
Die Tage vergingen und schneller als gedacht bekam ich auf meine Fragen die Antworten.
Auf einmal fielen die Widerstände gegen die Sonne, Kälte, Allgegenwärtigkeit des Sandes, Nichtverfügbarkeit von allen Wunschnahrungsmittenl usw. weg. Einfach so. Ich durfte sein. Einfach so. Die Wüste durfte sein. Einfach so.
Und so wurde sie Tag um Tag auch zu meiner Mutter. Sie zeigte mir, dass sie für uns alle eine Mutter ist.
Ich erlebte eine Stille und Weite, die mich wie ein schützender, bergender Umhang umgab und mir somit
immer mehr innere Ruhe schenkte.
Ich spürte immer mehr, mit wie viel Wärme und Schönheit mich die Wüste beschenkte und nährte.
Der Sand ist so fein, dass er sich ganz dem Spiel des Windes hingibt. Unzählige, wellenartige Sandformationen, die jeden Tag vom Wind neu erfunden wurden. Eine einzigartige Schönheit – jeden Tag neu. Ich konnte mich gar nicht mehr satt sehen an all dem Schönen.
Und so wurde ich immer philosophischer. Fragen kamen hoch wie:
Welche Schönheit, Einzigartigkeit würden sich in meiner Heimat auftun, wenn ich mich dort ebenfalls dem Leben mit weniger Widerständigkeit hingeben könnte und mehr Gott - Vertrauen wagte?
Immer mehr achtete ich auf kleine Zeichen. Ich entdeckte plötzlich klitzekleine grüne Äste am vermeintlich geglaubten Totholz. Das anfangs verachtete und ach so überflüssige Totholz wurde zu meiner Heizung, welche mir am abendlichen, gemütlichen Feuer nicht nur Wärme, sondern auch die Hitze fürs Kochen mir zur Verfügung stellte.
Die Spuren im Sand sah ich anfangs gar nicht. Später erzählten sie mir viele Geschichten aus der Nacht. Schöne Geschichten über Springmäuse, Käfer, Schakale und Wüstenfüchse.
Die nächtliche Kälte wurde zum Geschenk. Das Abkühlen tat gut und ich merkte, wie die Tiere der Wüste, die Pflanzen der Wüste mit diesem Minimum an Wasser ihr Leben unterhielten.
Den fantastischen Sternenhimmel in der Wüste zu beobachten erfüllte mich mit Liebe.
Frei und in voller Höhe und Breite war das Sternenfirmament zu sehen. Eine große, unbeschreibbar schöne Kuppel, die mich ehrfürchtig staunen ließ und ich fühlte, wie sie mich mit mütterlicher Geborgenheit, Fürsorge und Liebe umgab.