Meine erste Wüstenerfahrung

Ich, die Kamele und die das scharfe Essen
(von Axel Schimanski)

Ich wollte gar nicht in die Wüste. Ich wurde geschickt, freundlich gebeten oder wie man das höflich nennen sollte. Sprich, meine Frau hat mich erpresst. „Ich gehe. Du kannst ja mit, wenn Du willst. Aber ich gehe. Auf jeden Fall.“ Diese Frau mit ihrem Temperament konnte ich nun ganz und gar nicht allein in die Wüste lassen. Also mit.

Meine Bedenken wurden mit einer Handbewegung über den Haufen gewischt.

„Aber das Essen ist doch so scharf dort.“
„Es ist so heiß in der Wüste.“
Bis hin: „Es gibt kein Bier …“ Nichts davon galt als Ausrede.
Mit oder nicht, das war hier die Frage. Also mit.

Andere gehen in die Wüste, weil sie:

  • Natur intensiv erleben und im Einklang mit ihr leben,
  • Wildtiere hautnah kennenlernen,
  • den Umgang mit Tieren im täglichen Leben entdecken,
  • Lebensmut fördern,
  • Einfachheit erleben,
  • Neue Kraft tanken,
  • Inspiration durch die Schönheit und Magie der Natur holen wollen.

Ich ging mit, um meine Frau zu beschützen.

Und so startete ich mit all meinen Vorbehalten.

Die Anfahrt war mit 10 Stunden beschwerlich. Der Flug jedoch entspannt und ruhig. Nur 2,5 Stunden dauerte dieser. Schwupp die wupp war ich mit ihr auch schon in Tunesien.

Es war spät am Abend. Ich hatte Hunger und war somit sehr glücklich, als wir im Hotel etwas zu essen bekamen. Zu meiner Verwunderung war der frische Salat mild und aromatisch.

Ok, aber in der Wüste würde es sicherlich ganz scharf werden. Da bin ich mir sicher.

Aufstehen in der Frühe, noch ein letztes Mal duschen, bevor die Schwitzaktion begann. Und ich werde schwitzen wie wild. Auch darüber war ich mir sicher. Ganz sicher!

Mit dem Auto und vielen tollen Haltestationen später waren wir in Douz. Eher bei Douz in einem kleinen Dorf. Ok, es war ganz schön hier. Aber karg.

Was soll's. Es gab wieder Essen. Ganz sicher super scharf. Die frittierten Teichtaschen und der Salat waren weich, sanft und würzig. Ja, würzig, aber überhaupt nicht scharf. Hm. „Aber, wenn die Beduinen kochen, die können sicherlich nur scharf.“

So richtig zur Ruhe gekommen war ich bis jetzt nicht. Zu stark waren meine Befürchtungen vom Durchfall zubekommen und einen verbrannten Mund durch das Essen.

Das Auto brachte uns dann zum ersten Lagerplatz in der Wüste. Was für eine Geländefahrt. Was für Männer. Ja, das war was für mich. Ganz sicher besser als das Herumgereite auf so einem Kamel. Ganz sicher!

Der Abend war schön. Geselligkeit am Lagerfeuer. Es war schön, bis ich den Teller mit dem Essen in meinen Händen hielt.

„Das scharfe Essen!“, schoss es mir durch den Kopf. „Ich bin ein Mann und schaffe das!“ Ja, es war gut gewürzt, für mich etwas zu viel. Aber das erwartete Brennen im Mund blieb aus. Eigentlich ging es. Ich wurde ruhiger und etwas entspannter….

Total müde schlüpfte ich in den Schlafsack. Sofort in den Schlaf gefallen, bis mich jemand unsanft aufrüttelte. „Schau, so schau doch.“ Meine Frau zeigte zum Sternenfirmament. „Eine Sternschnuppe und noch eine. Ist das schööön.“ Ganz ehrlich. Als ich die Augen aufhatte, waren sämtliche Schnuppen weg. Zum Glück schlief ich schnell wieder ein. Und man kann ihr einfach nicht böse sein. Meine Frau freut sich immer wie ein kleines Kind über solche Sachen und zieht mich damit in den Bann. Und ich freue mich dann auch darüber.

Am nächsten Morgen hörte ich schon früh leises Geflüster. „Oh, schau mal. Hier waren kleine Wesen. Alles voller Fußspuren. Was das wohl war?“ Kleine Wesen, ok, ich wollte lieber weiter schlafen. Aber selbst die Kamele schnaubten den Tag ein. Der Kaffeeduft tat sein weiteres und lockte auch mich an den bereits gedeckten „Tisch“ oder sollte ich lieber Fußboden schreiben?

Die Beduinen sattelten die Kamele und schon ging es los mit der Wanderung. Schön kühl war es noch und bis zu diesem Zeitpunkt stellte ich fest, dass ich noch gar nicht geschwitzt hatte. Komisch.

Die Wanderung war angenehm und einfach. Ich hatte mir riesige Sandhügel vorgestellt, wurde aber eines Besseren belehrt. Es gibt solche und solche Wüstenabschnitte. Hier ist es flach, mit kleinen Sandhügeln. Ok. Das macht das Wandern angenehm einfach. Ich konnte mich auf den Ausblick und die Weite konzentrieren. Kein Telefon, kein Internet, kein PC. „Gefällt mir.“, dachte ich leise bei mir. Meine Frau entdeckte währenddessen skurrile Steine, Versteinerungen, verdrehte Äste und farbenfrohe Blüten in der Wüste. Was die alles findet. Ich staune.

Mittags wird es heiß, sodass die Karawane Pause macht, Mittag zubereitet.
… Wieder nichts Scharfes ….
Ein milder Salat mit Früchten und Sandbrot gab es.

Und dann das Schönste. Ab in die Mittagspause. Meine Frau malte und ich schlafe eine Runde. Super. Und so ruhig. Die Umgebung entspannt mich und ich schlief tief und fest. Und so ging es weiter. Alles will ich hier nicht verraten. Nur so viel: An einem Tag bekam ich dann doch das „ich habe es doch gewusst, scharfe Essen.“
Ich habe es überlebt.
Und auch die Hitze war gar nicht so schrecklich wie erwartet. Die Wüste hat mich so beeindruckt, dass ich jetzt freiwillig wieder mitreise, wenn meine Frau fragen würde: „Sollen wir wieder in die Wüste, mein Schatz?“

Ich weiß jetzt schon - sie wird!

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