8 Tage Wüstenwanderung

Finde ich Antworten auf all meine Fragen?
(von Sonja)

Bevor ich in die Wüste ging, stellte ich mir viele Fragen:

  • „Was gibt mir die Natur?“
  • „Was fehlt mir im Alltag?“
  • „Was stresst mich, was entspannt mich?“
  • „Was suche ich im Leben?“
  • „Welche Themen in meinem Leben möchte ich anschauen und Lösungen dafür finden?“
  • „Wie sieht mein aktuelles seelisches und körperliches Leben aus?“
  • „Wo komme ich her, wo gehe ich hin?“

Finde ich eine Antwort auf all meine Fragen?

Mein Abenteuer "Wüste" beginnt!

In der Wüste findet jeder etwas Anderes, stellte ich fest: Antworten, Entschleunigung, Abenteuer, Kraft tanken, Ruhe, Erholung, Durchatmen, bei sich selbst ankommen, die Schönheit der Natur genießen, den beeindruckenden Sternenhimmel bewundern sowie das Farbspiel der Wüste zu entdecken ...

Ich fand die Rückbesinnung. Ich konnte in meiner Welt, die sich immer stärker digitalisiert und beschleunigt, eine Möglichkeit finden, mich wieder auf die elementaren Dinge des Lebens zu fokussieren und zurückzubesinnen. Mich inspirierte die große Lehrerin, Mutter Wüste! Es begann mit einer Schnuppertour - einfach nur Wüste, die Kamele, der Sternenhimmel und ich. Bei dieser Tour kam ich als der Mensch, der ich war, wurde angekommen, wie ich war und ging als geerdeter Mensch wieder nach Hause. Ich lebte für diese kurze Zeit wie ein Beduine - im Einklang der Natur. Und dies hinterließ Spuren, die ich nicht mehr missen möchte. Sobald ich in der Wüste war, hatte ich kein fließendes Wasser, kein festes Dach über dem Kopf, keinen Strom, kein künstliches Licht, keinen Handyempfang, keine Internetverbindung mehr, aber ich bekam so viel Anderes im Austausch dafür.

Unerreichbar für jeden konnte ich mich völlig auf mich selbst konzentrieren, ohne die Ablenkungen des Alltags. Mein Kopf wurde frei, ruhig und still. Plötzlich taucht ungeahnte Kreativität und Kraft in mir auf. Eine lange vergessene innere Ruhe macht sich breit. Ideen und Visionen erscheinen unterm Sternenhimmel. Den Alltagsstress vergaß ich komplett. In der Natur kannst du sein, wer du bist. Nichts wird beurteilt, alles fühlt sich aufeinander abgestimmt an, keiner sucht Fehler oder Schuld. Ich konnte einfach sein – mit all meinen Facetten, meiner Neugier, meinen Ängsten und Sorgen.

Die Wüste lebt! Tiere, Pflanzen und deine Gruppe. Alle sind gemeinsam auf der Reise! Auch das stellte ich fest.

In schāʾa ʾllāh
inschallah bedeutet: „Vertraue auf das, was ist.“

Die Beduinen sind bewundernswerte Persönlichkeiten, die achtsam und im Einklang mit der Natur leben. Als Gast darfst du dich völlig vertrauensvoll ihrer Führung übergeben. Die Einfachheit, die Natur, die achtsame Lebensweise, das Einlassen auf die Gruppe. All das trägt dazu bei, dass du dich selber besser kennen lernen wirst. Ohne viel zu reden oder zu analysieren.

Mein Tag in der Wüste:

Feste Termine und einen strengen Zeitplan übernimmt die Natur, stellte ich schnell fest. Die Sonne geht unter, wenn sie untergeht und geht auf, wenn sie aufgeht.  Die Sonne küsst mich wach. Ein Himmel voller bunter Farbspiele verzaubert den Tagesstart und 
die Kamele möchten frühstücken.

Ich stehe einfach auf. Ohne Blick auf die Uhr.

Die Beduinen haben in der Regel schon das Sandbrot gebacken und den Frühstückstisch gedeckt. Der Kaffeeduft lockt mich zur Frühstücks-Picknickdecke. Alles wartet nur noch auf mich. Das frische, warme Sandbrot mit dem heißen Kaffee oder Tee ist eine Wohltat. Ich genieße das einfache, sehr schmackhafte Frühstück und bin ganz im Moment, ohne dass gleich mein Handy klingelt und ich wieder in den nächsten Alltagsmarathon gerufen werde. Die Kamele werden bepackt und wenn ich wollte, hätte ich den Chameliers auch dabei helfen können. Die Karawane setzt sich in Bewegung und ich schlendere mit. Von Augenblick zu Augenblick. Kein Termin dazwischen, nichts verpasse ich. Es wird nur noch aus dem Moment heraus gehandelt. Einfach sein.

Mittags wird es richtig heiß und ich bastele mir aus einer über Sträucher geworfenen Decke einen Schattenplatz. Im Wüstenrestaurant unter der Schatten spendenden Decken-Strauch-Konstruktion wird dann meist ein frischer Salat serviert mit Sandbrot und Tee. Das passende Essen in dieser Hitze! Nach der Siesta wird nochmals gewandert oder geritten. Wie ich Lust habe. Auf dem Dromedar lasse ich mich sanft durch die Dünenlandschaft schaukeln. Dabei merkte ich schnell, dass das Reiten gar nicht nur entspanntes passives „Getragen-Werden“ ist. Ja, ich wurde getragen, aber ich musste mich auch gut festhalten, wenn das Kamel nach vorn und hinten wiegt – und insbesondere, wenn das Kamel aufsteht oder sich wieder hinsetzt, um mich herunterzulassen.

Das Reiten auf diesen Tieren und das Laufen neben ihnen ist die absolute Verbindung zur Mutter Wüste – und zu dir selbst!

Am Ende der Reise stellte ich fest, dass ich alle Antworten auf meine Fragen erhalten hatte. Mutter Wüste tat dieses auf ihre gut verständliche Weise. Und Wochen, sogar Monate später merke ich immer noch die Wohltat der Mutter Wüste, allein, wenn ich an sie denke.

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